Kurzkritik „Giftrausch“

Endlich ist er da! Der zweite Roman von Hendrik Esch, der uns mit „Giftrausch“ einen weiteren Fall für den bayerischen Rechtsanwalt Paul Colossa serviert. Am Kolleg Ida Rubinstein, einem der besten Musikinternate der Welt, herrscht der Stardirigent Sir Evelyn Rutland mit geradezu tyrannischer Allmacht. Aber wie lassen sich die Höchstleistungen der jungen Musiker erklären? Schwarze Pädagogik? Doping? Als ein Schüler lebensgefährlich erkrankt, wird Colossa engagiert, um den drohenden Skandal zu vertuschen.

Es ist atemberaubend, wie uns Hendrik Esch mit seinem sympathischen Protagonisten in diesen Fall geradezu stolpern lässt, der mehr und mehr auch für Colossa selbst lebens-gefährlich wird. Nicht zuletzt, weil er sich ausgerechnet in Rutlands Frau verliebt.

Der Roman fasziniert mich gleich auf mehreren Ebenen. Ob die Methoden, Tricks und Finessen hinter den Kulissen der Justiz, ob die lebensnahen, prallen Charaktere, die oft in bedrohlichen, manchmal fast skurrilen Situationen feststecken – immer hat Esch den Blick fürs Wesentliche. Großartig finde ich auch, mit welch fantasievoller Leichtigkeit er über Erotik und Sex schreiben kann. Und all das wird ab- oder besser aufgerundet mit erfrischend flirrendem Humor.

Einen ersten Roman können viele schreiben, heißt es. Beim zweiten erst zeigt sich der Meister. Dass Hendrik Esch einer ist, stellt er mit „Giftrausch“ eindrucksvoll unter Beweis.

09.07.2021
Oliver Karbus

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