Ein Buch voll launiger Szenen und Situationskomik

von Seehases Lesewelt

Paul Colossa ist ein junger Anwalt aus München. Nach dem unerwarteten Freitod seines Lieblingsonkels erbt Paul dessen Kanzlei in der bayerischen Provinz. Zu dieser gehören nicht nur eine charakterstarke Kanzleivorsteherin, sondern auch einige äußerst ominöser Fälle. Sein aktuell dringlichster Fall ist der der jungen und hübschen Tochter eines russischen Unternehmers. Maja wird von ihrem Ex-Geliebten gestalkt und Colossa soll vor Gericht mit einer einstweiligen Verfügung ein Kontaktverbot erwirken. Doch auch der junge Anwalt ist gegen die weiblichen Reize seiner jungen Mandantin nicht gefeit. Schon bald bringt in das Tragen seiner rosaroten Brille in Schwierigkeiten, denn Paul übersieht nicht nur das Wesentliche, die Jagd, die er vermeintlich anführt, bringt ihn auch in große Gefahr…

Meine Meinung

„Jagdtrieb“ ist der Debütroman von Hendrik Esch und der Start einer Reihe um den Anwalt Paul Colossa. Esch selbst ist ebenfalls Jurist und arbeitet als Opferanwalt und Strafverteidiger. Aufmerksam auf diesen Kriminalroman wurde ich auf der Plattform Lovelybooks und der Klappentext hat ebenfalls meine Neugier geweckt. Meine Erwartungen an diesen Krimi wurden nicht erfüllt, dafür bekam ich etwas anderes, viel Besseres! 

Dieses Buch ist kein Kriminalroman im eigentlichen Sinne, wer also in diesem Buch die unvermeidliche Mörderjagd, möglicherweise aufgrund des Covers auch zu Recht, erwartet, wird wahrscheinlich erst einmal enttäuscht sein. Doch bitte, nicht gleich aufgeben! Ich war nicht unbedingt enttäuscht, aber anfangs komplett verwirrt. Was will der Autor, der jedes Kapitel mit Begriffen oder Redewendungen aus der Jägersprache einläutet, mir sagen? Soll ich wirklich weiterlesen?

Ja unbedingt! Denn es wartet ein mehr als unterhaltsamer Roman, geprägt von viel Situationskomik und skurrilen Szenen. Natürlich gibt es zwar sowas wie einen Kriminalfall der auch die Rahmenhandlung für die Story bildet, doch diese alleine macht „Jagdtrieb“ zu keinem besonderen Buch, sondern ist eher ausschmückendes Beiwerk. 

Dieses Buch lebt definitiv von seinem unglaublich charismatischen Protagonisten! Paul Colossa ist schräg, skurril, schlagfertig aber auch irgendwie unbeholfen und tölpelhaft. Seine Handlungen riefen teils völlig unterschiedliche Reaktionen in mir hervor, angefangen beim plötzlich lauten Losprusten über unglaubliches Staunen (mit offenem Mund!) bis hin zum Extrem-Zähneknirschen. Was ist das für ein Kerl, der einerseits so einen soliden und ernsthaften Beruf ausübt und andererseits in jedes sich anbietende Fettnäpfchen tritt? 

Aber nicht nur Paul, auch die anderen, stimmig gezeichneten Protagonisten sind auf ihre Art einzigartig, sei es Pauls bester Kumpel Attila oder aber die patente Kanzleivorsteherin Christine, jeder Einzelne macht die Geschichte zusätzlich geschmeidig und rund. 

Pauls Stalking-Fall kommt trotz all dem Humor und Slapstick dennoch nicht zu kurz und findet seine spannende Aufklärung. Colossa kann auch einige, durchaus überraschende,Geheimnisse über seinen Onkel im Laufe der Story auflösen. 

Hendrik Esch hat eine angenehme, flüssige und sehr humorvolle Art zu schreiben und auch wenn es hin und wieder schlüpfrig wird in den Ausführungen, wird es dennoch nie niveaulos. Sein Fachwissen setzt der Autor gekonnt ein, ohne langweilig oder zu spezifisch zu werden.

Fazit & Bewertung

„Jagdtrieb“ von Hendrik Esch hat sich für mich als echte Überraschung entpuppt. Ich habe, schon aufgrund des wunderschönen Covers, einen gängigen Kriminalroman mit obligatorischem Schema erwartet, aber in diesem Sinne nicht bekommen. Dafür bekam ich den liebenswerten Paul Colossa und mit ihm viele unerwartete Handlungen und skurrile Situationen. Der Kriminalfall war unterhaltsame Rahmengeschichte und sorgte für den nötigen Spannungsbogen und auch für ein kleines bisschen Nervenkitzel. Das Hauptaugenmerk liegt aber ganz klar auf den Protagonisten! Ich bin sehr gespannt, ob Hendrik Esch im zweiten Teil so stark weitermacht und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung. So, jetzt ist aber Schluss mit dem „Abliebeln“! Horrido! 

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