Wenn man Espresso will, muss man extrem heißes Wasser mit brachial hohem Druck durch hauchfein gemahlenes Kaffeemehl aus stark gerösteten Kaffeebohnen pressen. Wenn der dichte Dampf sich dann langsam verzieht, hat sich in dem winzigen Tässchen auf dem konzentrierten, glänzend schwarzen Kaffee eine haselnussbraune Schaumschicht gebildet. Die Crema! Ok. Lassen Sie es auf sich wirken. Dann lesen Sie es noch einmal ganz langsam und schließen Sie dabei die Augen. Naja, meinetwegen erst lesen und dann die Augen zu. Verstehen Sie nun, warum ich lieber als alles andere in der Welt Espresso trinke? Dieses heiße Tröpfchen ähnelt mir so ungemein! Auch ich bin, jedenfalls wenn ich meine Robe trage, ein glänzend schwarzer Geselle. Gebrannt durch manch harsche Erfahrung im Gerichtssaal – und mehr noch vor dessen Türen. Ständig unter hohem Druck, der durch mein feines Gemüt gepresst wird. Und all diese Erfahrungen haben auch meine Seele mit einer haselnussbraunen Schicht überzogen …
Ich kann unheimlich lange aushalten, also einhalten, wenn ich aufs Klo muss. Ich verziehe dabei keine Miene! Bei einer Zeugenbefragung im Schwurgericht zum Beispiel. Ich kann auch ohne Mantel ewig in der Kälte stehen, ohne zu zittern! Bei einer Unfallrekonstruktion im Winter zum Beispiel. Aber ohne Espresso kann ich gar nicht! Da kriege ich echt kalten Entzug.
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